Punkt für die Vereinsannalen

Moritz Baumann gelingt der erste Bundesliga-Sieg für den TC 02

Moritz Baumann geht in die Geschichte des TC 02 Weinheim ein: Er sorgte für den ersten Sieg des Vereins in der 1. Tennis-Bundesliga. Mit 2:6, 6:4, 10:4 besiegte der 30-Jährige den Düsseldorfer Matwe Middelkoop. Der TC 02 zeigte bei seiner Erstligapremiere auch im Anschluss eine grandiose Vorstellung und knöpfte dem deutschen Vizemeister beim 3:3 einen völlig unerwarteten Punkt ab. Beste Voraussetzungen für den Heimauftakt am Freitag ab 13 Uhr gegen Aachen, einem der schärfsten Konkurrenten des TC 02 im Kampf um den Erstligaverbleib.

Auf der einen Seite stand der seit 20 Jahren in der 1. Liga spielende Traditionsverein und Zuschauer-Krösus Rochusclub Düsseldorf, auf der anderen Bundesliga-Neuling TC Weinheim 1902 – mit dem kleinsten Etat der Liga. Und auch, wenn die Spitzenspieler des Gastgebers, unter anderem die Zverev-Brüder, nicht auflaufen konnten – dieser Punktgewinn kam überraschend.

Baumann macht den Sack zu

Baumann begann gut und konzentriert bis zum 2:2, hatte dann einen Durchhänger und verlor 2:6. In Satz zwei hatte sein Gegner beim 1:2 Breakball. Das erste Mal spielte Baumann Serve and Volley, gewann das Aufschlagspiel zum 2:2. In Folge wechselte er den Schläger, griff zu einer weicheren Bespannung. Zu Null breakte er den Aufschlag von Middelkoop, servierte in Folge sechs Asse, gewann den Satz und führte auch im Tiebreak schnell 9:1. „Dann habe ich ein wenig begonnen nachzudenken, beim Stand von 9:4 jedoch glücklicherweise den Sack zumachen können.“

Auf dem Centercourt verfolgten hunderte Zuschauer zur gleichen Zeit das Match von Weinheims Rückkehrer Yannick Hanfmann gegen den ehemaligen Weltranglisten-26. Lukas Rosol. Hanfmann führte nach einem Break schnell 4:1 und brachte im jederzeit hochklassigen Match den ersten Satz mit 6:3 unter Dach und Fach – und Rosol immer wieder zum Fluchen. Im zweiten Durchgang verließ den Weinheimer ein wenig sein erster Aufschlag, mit der er bis dahin das Match diktiert hatte. Im Matchtiebreak gelang Hanfmann nach großartigem Kampf nach dem 1:5- Rückstand der Ausgleich zum 5:5 und 6:6. Danach legte Rosol seine ganze Erfahrung in die Waagschale und siegte 10:6. „Das darf einfach nicht sein, dass der erste Aufschlag nicht mehr kommt“, sagte Hanfmann enttäuscht und selbstkritisch.

Millman fühlt sich gut

„Ich bin sehr, sehr glücklich, mein erstes Match für den TC 02 gewonnen zu haben.“ John Millmans Jubel nach seinem 6:2, 6:4-Sieg gegen Jozef Kovalik war groß. Ein ums andere Mal zeigte er dem Slowaken im ersten Satz die Grenzen auf, führte schnell mit 3:0. Insbesondere mit seiner Rückhand longline beeindruckte er. Beide Spieler legten bei dem reinen Grundlinien-Duell ein rasantes Tempo vor. Im zweiten Satz lieferten sie sich einen offenen Schlagabtausch, bis dem Australier auf Weinheimer Seite das vorentscheidende Break zum 5:4 gelang. In einem hart umkämpften letzten Spiel nutzte John Millman Matchball Nummer zwei: Mit einem Ass sorgte er für den 2:2- Zwischenstand nach den Einzeln.

„Ich bin gut angekommen hier im Team und fühle mich sehr gut aufgehoben.“ Eigentlich hatte er schon in der vergangenen Saison für den TC 02 aufschlagen sollen. Damals kam ihm seine Olympia-Nominierung dazwischen. „Ich hatte während des Matches stets ein gutes Gefühl. Und Frank Wintermantel an meiner Seite auf der Bank hat einen großartigen Job gemacht.“

Jonas Lütjen hielt gegen einen hervorragend aufgelegten Mats Moraing gut mit, musste aber der Aufschlagstärke seines Gegenübers Tribut zollen. „Es hätte auch anders ausgehen können, hätte ich bei dem einen oder anderen Punkt ein wenig mehr Glück gehabt. Gegen Ende habe ich mich immer wohler gefühlt auf dem Platz.“ Trotz seiner Niederlage hinterlässt Lütjen einen hervorragenden Eindruck.

Riesenmatch von John Millman

Mannschafts-Kapitän Frank Wintermantel, der in Düsseldorf verletzt pausieren musste, zeigte sich hoch erfreut nach dem unerwarteten 2:2-Zwischenstand, saß bei den Partien von Hanfmann und Millman auf der Bank. „Yannick hat ein gutes Match gespielt, in der entscheidenden Phase war Rosol einfach der bessere Spieler, hatte auch im Championstiebreak das größere Quäntchen Glück. Wir sind froh, ihn wieder bei uns zu haben. Er hat sich in den vergangenen Monaten deutlich weiterentwickelt. Sein ganzes Auftreten wirkt sehr souverän und ruhig, er hat spielerisch zugelegt. Und John hat ein Riesenmatch gespielt. Er ist ein ganz klarer Top-50-Spieler. Leider haben ihn Verletzungen sehr zurückgeworfen. Bleibt er gesund, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er wieder unter den besten 100 der Welt steht. Vom Typ her passt er perfekt ins Team. Er ordnet sich unter, ist ein wirklicher Mannschaftsspieler und hat keinerlei Starallüren.“

Dass es auch dieses Jahr im Weinheimer Team stimmt, zeigten dann die Doppel. Zwar mussten sich Lütjen/Baumann den Düsseldorfern Rosol/Middelkoop in zwei Sätzen geschlagen geben, doch Weinheims „Neue“, Hanfmann/Millman, machten den ersten historischen Punkt des TC 02 in der 1. Bundesliga nach dramatischem Tiebreak und der Abwehr eines Satzballs im zweiten Durchgang perfekt. „Wir sind überglücklich mit diesem ersten Punkt. Das war sensationell und gerne darf es auch so weitergehen“, befand auch Weinheims Sportlicher Leiter Jürgen Kadel.